Als sie es vorhin aus der Schublade genommen hatte, war es noch versiegelt gewesen. Sie war nun einmal keine Briefeschreiberin, weder damals noch heute, elf Jahre später.
Wenn schon die Anrede so schwierig war! Wie sollte man einen Brief an sich selbst beginnen? Karin gab sich einen Ruck und knipste die Kugelschreibermine heraus. "Liebe Karin", schrieb sie. Das gefiel ihr nicht, auch wenn sie nicht wußte, warum nicht. Und ihre Schrift war so kindlich, so wenig ausgeschrieben! Auch eine Folge ihrer Schreibfaulheit. Der Bogen wanderte als handliches Bällchen in den Papierkorb. Dort lagen schon zwei weitere. Hallo Karin, überlegte sie, während sie das nächste Blatt aus der Mappe zog. Nein, zu oberflächlich. Einfach losschreiben, ohne Anrede? Warum nicht. Oder nur Karin, ohne jede Floskel, so wie die Kollegen sie immer ansprachen, wenn sie sie kritisierten? Nimm dich nicht so wichtig.
Sie seufzte. Sie wollte endlich über die Anrede hinweg, egal wie. "Liebe Karin", schrieb sie zum vierten Mal und zwang sich, es nicht wieder wegzuwerfen. Schnell weiter. Dieser Brief, den sie für eine lustige Idee gehalten hatte, entpuppte sich als heikle Aufgabe. Jetzt nicht aufhören.
Liebe Karin, ich schreibe Dir aus dem Jahr 1999. Eine Schnapsidee, ich weiß. Du wirst bestimmt über den dummen Einfall lachen. Meine Kollegin hat mich darauf gebracht. Ich soll mir Gedanken über die Zukunft machen, hat sie gesagt. Ziele abstecken und Zwiesprache mit mir halten. Sie selbst schreibt heute auch solch einen Brief. Ich hoffe, mir fällt überhaupt etwas ein.
Genervt legte sie den Kugelschreiber weg und nahm ihn gleich wieder in die Hand. Sandra würde sie auslachen, wenn sie morgen erzählte, sie hätte aufgegeben. Also weiter.
Aber wie? Sie tastete in die Zukunft und griff nach dem erstbesten Gedanken.
Wenn Du in zehn Jahren, am 7. Mai 2009, diesen Brief liest, sitzt hoffentlich Ralf neben dir und hält das kleinste Eurer Kinder auf dem Schoß. Gib beiden einen Kuß.
Oh Gott, wie deprimierend es sein mußte, wenn es nicht Ralf war! Karin bezweifelte wieder, daß sie diesen Brief jemals beenden würde. Sie kannte sich als nicht besonders hartnäckig. Und jedes Wort schien zu einem Fallstrick zu werden. Wie konnte sie annehmen, daß sie in zehn Jahren mit Ralf zusammenleben würde? Sie kannte den Nachbarn aus dem vierten Stock erst seit wenigen Tagen, und sie hatten sich noch nicht einmal geküßt. Sie wußte nicht einmal, ob er sie überhaupt als Frau wahrnahm. Sicher nicht als attraktive Frau, seufzte sie innerlich und versuchte sich in der Scheibe des Wohnzimmerfensters zu spiegeln. Sie konnte nicht viel erkennen, es war draußen noch zu hell. Vielleicht besser so.
Weiter, weiter. Nicht zu viel nachdenken, hatte Sandra gesagt, als sie im Büro in der Kaffeepause die Anregung zum "Brief in die Zukunft" aus der Cosmopolitan vorlas. Schreib es einfach so runter, wie's kommt. In zehn Jahren lachst du drüber. Es ist sicher ganz witzig.
Aber das war es nicht. Überhaupt nicht.
Was hatte sie der Zukunft denn schon mitzuteilen? Hallo, hier schreibt eine Redaktionsassistentin, 26 Jahre alt, Gehalt mäßig, keine besonderen Kennzeichen oder Fähigkeiten, deutliches Übergewicht, schiefe Schneidezähne, kleine Wohnung...
Karin sah sich in ihrem Wohnzimmer um und versuchte sich vorzustellen, wie es mit richtigen Möbeln aussähe. Was sie mit den Jahren angesammelt hatte, waren drei verschiedene Sessel, ein Tisch und eine gar nicht so üble Vitrine aus Großvaters Haus, ein billiger Teppich und der winzige Schleiflackschreibtisch aus ihrem Jugendzimmer, an dem sie jetzt auf ihrem wackligen Drehstuhl saß.
Sicher habt Ihr ein schönes Haus vor der Stadt. Es ist geschmackvoll eingerichtet und geräumig. Beide Kinder haben eigene Zimmer, und in der Garage stehen zwei Autos. Ich werde...
Karin strich die letzten zwei Worte durch. Nicht ich, dachte sie. Ich muß an die Karin der Zukunft schreiben, und es heißt Du. Ich hätte mir denken können, daß ich für solche verwickelten Zusammenhänge zu blöd bin.
Die Arbeit macht Dir viel Freude. Du bist endlich die persönliche Assistentin vom Strehling oder Du hast sogar die Firma gewechselt und Dich dabei natürlich verbessert.
Wenn ich bloß wüßte, wie du das angestellt hast, dachte sie. Anstellen wirst, korrigierte sie sich. Zukunft! Herr im Himmel, war das kompliziert. Geradezu schizophren. Die Frage sollte eher heißen "Wenn ich bloß wüßte, wie ich das anstellen soll". Im Moment war sie von der begehrten Stellung im Vorzimmer des Chefs so weit entfernt wie noch nie. Strehling zog Sandra eindeutig vor, obwohl die erst seit drei Monaten im Betrieb war.
"Machen Sie sich Mut, schreiben Sie positiv", hatte Sandra aus der Cosmo vorgelesen. Aber wie denn, wenn ihr zur eigenen Person zuerst die negativen Details einfielen?
Das kleine Problem mit der Figur hast Du endlich im Griff. Größe 38 paßt Dir schon seit Jahren wieder. Die Männer lieben Dich.
Aber wie hast du das gemacht? Wie soll ich dahin kommen, wo du bist? Karin holte sich eine Tafel Schokolade aus der Küche und setzte sich unwillig wieder an den Schreibtisch.
Aber wie hast Du das gemacht? Wie soll ich dahin kommen, wo Du bist?
Sie stutzte. Das hatte sie gerade gedacht, aber sie hatte nicht gemerkt, daß sie es tatsächlich geschrieben hatte. Sandra würde das spannend finden. Laß dein Unterbewußtes schreiben, hatte sie gesagt. Sandra wußte immer diese klugen Dinge. Aber ob sie es so wörtlich gemeint hatte? Karin lehnte sich zurück und stopfte sich nacheinander zwei Riegel Vollmilch-Nuß in den Mund. Dann schob sie hastig die Schokolade weit von sich. Verdammte Kalorien.
"Du könntest mich hier abholen und mir ein Stück vom Weg zeigen." Das könnte sie schreiben; das war doch mal ein witziger Einfall, fand sie. Originell und flapsig. Auf so etwas Geistreiches kam sie normalerweise nicht. Aber irgendwie war es auch nicht ernsthaft genug für solch einen Brief. Oder? Sie überlegte, ob sie den Satz hinschreiben sollte, aber als sie auf das Papier schaute, stand er schon da.
Verwirrt schaute sie auf die Worte, die da in ihrer runden Mädchenschrift prangten. Es machte sie nervös, daß die Gedanken sich wie von selbst in Buchstaben verwandelten. Sie stand abrupt auf und ging an die Vitrine mit den Flaschen. Sie goß sich ein großes Glas Portwein ein und nahm es mit an den Schreibtisch. Während sie die ersten Schlucke trank, stellte sie sich vor, wie sie in zehn Jahren den Brief öffnen würde. Sicherlich würde ihr sofort wieder einfallen, daß sie diesen letzten Einfall so überraschend zu Papier gebracht hatte, ohne es recht zu merken. Sie las ihn noch einmal und lachte ungläubig in sich hinein. Zu blöd. Abholen. Okay, sie würde die Worte in zehn Jahren lesen. Was würde sie damit anfangen können?
Karin stellte sich vor, wie es wäre, wenn sie das ganze Experiment schon vor zehn Jahren begonnen hätte. Warum nicht, dachte sie und trank das Glas leer, damals hatte ich auch schon dieses Briefpapier in der Schublade. Und heute würde ich den zehn Jahre alten Brief öffnen und die Aufforderung finden: Hol mich doch hier ab. Was soll ich damit?
Sie spielte mit dem Gedanken, den Satz zu streichen, bis ihr einfiel, daß sie sich vor zehn Jahren genau das gewünscht hätte, wenn ihre Phantasie dazu ausgereicht hätte. Hol mich doch hier ab. Ihre Eltern hatten sich damals scheiden lassen, gerade als Großvater gestorben war, der Mann, mit dem sie sonst immer über alles hatte sprechen können. Da war sie sechzehn, fühlte sich noch ganz und gar als Kind und mußte mit einem Schlag erwachsen werden. Die Welt war ihr feindlich und unversöhnlich erschienen, grau, trostlos und ohne Zukunft. Sie hatte in schlaflosen Nächten viel über den Tod nachgedacht, auch über ihren eigenen, und es hatte Augenblicke gegeben, in denen sie ihn herbeisehnte.
Sie schaute auf das Foto über ihrem Schreibtisch, ein etwas unscharfer Schnappschuß aus jener Zeit, von ihr und ihrer Mutter am Strand in Portugal. Karin schaute dem Mädchen, das sie gewesen war, in die blauen Augen und sagte laut: "Ganz ruhig, Kleines. Du hast es ja geschafft. Du lebst noch. Und gar nicht so schlecht." Wie hätte es ihr geholfen, das damals schon zu wissen!
Sie nahm den Kugelschreiber wieder in die Hand und widmete sich ihrer Zukunft. Du weißt ja, wo Du mich findest, schrieb sie an die Karin des Jahres 2009. Denk einfach zehn Jahre zurück. Gruß, Karin.
Bei einem zweiten, großzügig eingeschenkten Portwein las sie den Brief noch einmal durch. Dieses Pinguinpapier war wirklich furchtbar albern. Und was sie geschrieben hatte, gefiel ihr auch nicht sehr. Aber besonders kreativ war sie eben noch nie gewesen. In die letzte Zeile fügte sie noch etwas ein. Einen lieben Gruß von Deiner Karin stand da jetzt. Entschlossen knickte sie das Blatt und schob es in einen der lächerlichen Pinguin-Umschläge. Übung beendet, dachte sie, während sie den Brief zuklebte. Für Karin, 7.5.2009, schrieb sie mit dickem, rotem Filzstift darauf. So. Sandra würde zufrieden sein.
Ihr fiel ein, daß sie sich noch keine Gedanken über einen sicheren Ort für den Brief gemacht hatte. Auf dem Schreibtisch standen in einem Drahtgestell die unbeantworteten Briefe und Karten ihres Vaters und ihrer Mutter, dazwischen die bunten Urlaubskarten von Bettina und Markus aus dem letzten Sommer. Aber das war nicht der richtige Platz für diesen Brief. Sie würde ihn in die Vitrine legen. Das alte Möbel hatte unter den Glastüren eine breite Schublade, in der sie auch ihre alten Zeugnisse, ihre Geburtsurkunde, ihren Reisepaß und ihren Mietvertrag aufbewahrte.
Sie spürte die Wirkung des Portweins, als sie sich erhob und zur Vitrine hinüberging. Sie zog die Schublade auf und blätterte kurz durch den Papierstapel auf der rechten Seite. Dann schob sie den Brief unter die Zeugnismappe, die ganz unten lag. Ganz unten? Nein, es steckte noch etwas darunter. Sie zog es heraus.
Für Karin, 7.5.1999. Grüne Schrift auf weißem Papier. Das Datum von heute.
Der Umschlag zitterte in ihrer Hand. Machte sich jemand einen Spaß mit ihr? Sie glaubte es nicht. Die Schrift war doch ihre eigene, oder? Sie hatte heute abend einige Male das Gefühl gehabt, ihre Gedanken hätten sich selbständig gemacht. War das jetzt wieder so? Sie hatte sich doch genau vorgestellt, wie es wäre, wenn sie schon vor zehn Jahren einen Brief in die Zukunft geschickt hätte. Hatte sie damit diesen Umschlag und seinen Inhalt materialisiert? Sie spürte eine Gänsehaut am ganzen Körper.
Für Karin, 7.5.1999. Die Schrift riß mittendurch, als sie versuchte, den Umschlag zu öffnen. Ein weißer Bogen mit wenigen hingeworfenen Zeilen.
Liebe Karin,
Das war ihre Schrift, kein Zweifel. Nur nicht so mädchenhaft. Irgendwie erwachsen.
du hast recht: Ich weiß, wo Ich dich finde. Ich muß nur zehn Jahre zurückdenken.
Sie sah zum ersten Mal auf das Datum oben rechts und verlor fast den Boden unter den Füßen.
7.5.2009.
Danke für deinen Brief, meine Liebe. Er erscheint mir ein bisschen altmodisch, aus heutiger Sicht. Zum Beispiel das antiquierte "ß", und man schreibt "du" im Brief nicht mehr gross. Neuerdings ist es Mode, "Ich" grosszuschreiben wie im Englischen. Aber sonst erkenne Ich dich sehr genau wieder. Das war Ich einmal, dachte Ich beim Lesen. Und nun soll Ich dich abholen... Soll Ich wirklich? Mein Kleines, es würde dir hier nicht gefallen. Der Mann neben mir ist tatsächlich Ralf, aber Ich möchte diesen Langweiler und Macho am liebsten umtauschen. Das Haus ist weder gross noch unser Eigentum. Meine Tochter ist ein verwöhnter, rücksichtsloser Quälgeist, weil Ich sie ständig wichtiger genommen habe als mich selbst. Ich habe beruflich zurückgesteckt, arbeite in der Redaktion nur noch halbtags und habe deshalb kaum eine Chance, mich zu verbessern.
Karin ließ sich in einen der Sessel fallen. In ihrem Kopf drehte sich alles. Der Portweingeschmack klebte widerlich süß und schal auf ihrer Zunge. Ihre kleine, verschämte Hoffnung auf eine bessere Zukunft zerschellte an den Worten, die vor ihren Augen tanzten.
Ich kann und will dich nicht "abholen", Karin. Jedenfalls nicht hierher. Du verdienst etwas Besseres.
Tränen schossen ihr in die Augen. Ja, aber...
Und du kannst es bekommen.
Sie richtete sich auf und versuchte zu verstehen, was sie las.
Ich bin zwar deine Zukunft. Aber Ich bin nur EINE mögliche Zukunft (und keine besonders glückliche, wenn du mich fragst). Ich schreibe dir, um dir Mut zu machen. Damit du eine andere, ebenso mögliche Zukunft für dich wählst. Damit es diese armselige Karin, die Ich heute bin, nie geben wird. Es gibt sie, weil du deine Wünsche nicht ernst nimmst. Weil du glaubst, deine Vorstellungen und Pläne zählten nicht. Weil du dich selbst für unwichtig hältst. Nimm zum Beispiel...
Karin wendete das Blatt und wollte weiterlesen. Die Rückseite war leer. Sie schaute in den zerrissenen Umschlag, aber dort gab es keine zweite Seite. Auf dem hellblauen Couvert stand in rot Für Karin, 7.5.2009. Daneben lachte ein alberner Pinguin. Als sie noch einmal auf das Blatt schaute, prangte auch dort der Pinguin. Liebe Karin, ich schreibe Dir aus dem Jahr 1999. Eine Schnapsidee, ich weiß...
Sie schoß in die Höhe und sah sich panisch im Raum um. Wo war der andere Brief geblieben? Sie mußte ihn unbedingt weiterlesen, unbedingt. Hektisch suchte sie ihr ganzes Wohnzimmer ab, schließlich sogar noch das Schlafzimmer. Der weiße Umschlag mit der grünen Schrift blieb verschwunden, ebenso die Zeilen, die sie darin gefunden hatte. Sie bemerkte, daß sie wieder stocknüchtern war. Sie mußte den Brief wiederfinden!
Mußte sie wirklich? Ihr fiel ein, daß Strehling vor kurzem anerkennend gesagt hatte, ihr visuelles Gedächtnis sei phänomenal.
Sie zwang sich zur Ruhe, setzte sich an den Schreibtisch und begann den Brief aus der Zukunft zu rekonstruieren. Da war zuerst diese Passage über das "du" und das "Ich". Mein Kleines hatte dort gestanden, und es hatte kein bißchen abwertend gewirkt. Und dann kam das Entscheidende. Ich kann dich nicht "abholen". Jedenfalls nicht...
Das Telefon klingelte. Ärgerlich griff Karin nach dem Hörer. Es war Sandra. "Na, schon den Brief geschrieben? Also ich habe meinen in zehn Minuten in die Maschine geknallt. Echt lustig. Ich werde mich totlachen heute in zehn Jahren. Stell dir vor..."
Karin spürte, daß ihr die Zeilen des geheimnisvollen Schreibens entglitten. Sie mußte weitermachen. Sie räusperte sich und atmete tief ein. "Sandra, ich habe gerade überhaupt keine Zeit."
Ihrer Kollegin blieb die Luft weg. "Also hör mal, Karin, das finde ich jetzt... Du bist ja seltsam drauf... Was machst du denn gerade?"
Karins Ungeduld wuchs. Sandra konnte mit ihrer Plapperei gefälligst warten. Bis nachher, oder sogar bis morgen. "Sandra, ich arbeite an einer Sache, auf die ich mich konzentrieren muß. Tut mir leid, ich kann das jetzt weder unterbrechen noch erklären. Ich melde mich wieder." Den letzten Satz fügte sie hinzu, weil das übliche schlechte Gewissen sich meldete. Nimm dich nicht so wichtig. Zum ersten Mal ignorierte sie diese innere Stimme.
"Ja gut", sagte Sandra hörbar beleidigt. "Paß auf, ich bin aber nachher nicht hier, sondern bei..."
Karin hörte nicht hin. Ihre Gedanken waren bei dem Brief. Du glaubst, deine Pläne zählen nicht. Doch, das tun sie, dachte sie. Entschlossen sagte sie: "Sandra, keine Zeit jetzt. Tschüß!" Sie legte auf, bevor ihre Kollegin antworten konnte.
Schnell zurück zu den flüchtigen Sätzen. Ich bin nur EINE mögliche Zukunft, hatte dort gestanden, und keine besonders glückliche. Wähle eine andere.
Das klang so einfach!
Damit es diese Karin, die Ich heute bin, nie geben wird. Es gibt sie, weil du deine Wünsche nicht ernst nimmst. Weil du glaubst, deine Vorstellungen und Pläne zählten nicht. Weil du dich selbst für unwichtig hältst.
Im Moment stimmt das nicht, dachte sie plötzlich. Ich zähle. Ich entscheide. Ich habe meine Zukunft in der Hand. Ich werde, wie und was ich will. Sie lachte leise. Wenn ich sogar Sandra daran hindern kann, mich so schamlos zu vereinnahmen wie üblich, dann bin ich ja schon einen Schritt weitergekommen.
Sie nahm den letzten der Pinguinbögen aus der Plastikhülle. Meine liebe Karin, schrieb sie und wunderte sich über den herrlich entspannten Schwung ihrer Schrift. Vielen Dank für Deine Einmischung. Weißt Du, irgendwie hast Du mich ja doch an der Hand genommen und abgeholt. Schau gerne mal wieder vorbei. Ich habe Deinen Rat verstanden und vergesse ihn nicht so schnell wieder. Deine Karin.
Sie schob den Brief in einen Umschlag und adressierte ihn wieder an Karin, 7.5.2009. Was sie geschrieben hatte, würde sie niemandem jemals erklären können. Vor allem nicht Sandra.
Aber was machte das schon?